Cloud-Souveränität und Digitalisierung im ÖPNV: Neue Möglichkeiten verantwortungsvoll nutzen
Die Diskussion rund um die Weiterentwicklung von IT- und Cloud-Infrastrukturen im öffentlichen Personennahverkehr wird zunehmend differenzierter. Während aktuell die Zusammenarbeit mit US-Hyperscalern aus Gründen der digitalen Souveränität sehr kritisch betrachtet wird, zeigt sich inzwischen ein deutlich verändertes Bild: Anbieter wie AWS und Microsoft reagieren auf europäische Anforderungen mit konkreten Angeboten, die speziell auf Datenschutz, Governance und regionale Kontrolle ausgerichtet sind.
Gleichzeitig steigen die Erwartungen an Flexibilität, Sicherheit und moderne Betriebsführung – nicht zuletzt im Kontext kritischer Infrastrukturen. Vor diesem Hintergrund stellt sich für viele Verkehrsunternehmen die Frage, wie IT- und OT-Systeme heute so gestaltet werden können, dass sie zukunftsfähig, sicher und effizient betrieben werden – ohne zentrale Kontrollmöglichkeiten aufzugeben und langfristig souverän zu bleiben.
US-Hyperscaler rücken näher an europäische Anforderungen
In der öffentlichen Diskussion rund um Cloud-Services und Datenhoheit wird klarer Gegensatz zwischen US-Hyperscalern und europäischer Souveränität gezeichnet. Diese Sichtweise wird der gegenwärtigen Entwicklung allerdings nicht mehr gerecht. Große Anbieter wie AWS und Microsoft haben in den vergangenen Jahren umfangreiche Investitionen in Europa angekündigt und umgesetzt – und beginnen nun, neue, speziell auf den europäischen Raum zugeschnittene Angebote bereitzustellen.
Ein konkretes Beispiel ist die AWS European Sovereign Cloud, deren operativer Start für Ende 2025 geplant ist. Dieses Angebot zielt darauf ab, höchste Anforderungen an Datenschutz, Zugriffs- und Betriebsmodelle sowie europäische Governance abzubilden – vollständig innerhalb der EU, mit lokalem Personal und isolierter Betriebsstruktur. Ähnliche Entwicklungen zeichnen sich auch bei anderen Anbietern ab.

“Für viele ÖPNV-Unternehmen stellt sich damit eine neue Perspektive ein: Cloud-Angebote können künftig mit deutlich höherer Souveränität genutzt werden als bislang möglich – ohne auf Skalierbarkeit, Automatisierung oder moderne Betriebsführung verzichten zu müssen”, Sebastian Ullrich, CEO bei PROTOS.
Aus unserer Praxis: Referenzen, Use Cases & Stimmen zur Branche
Erfahren Sie mehr darüber, wie PROTOS den ÖPNV in Deutschland bereits unterstützt.
- Blog: Im Fokus: Cloud-Transformation im ÖPNV
- News: AWS European Sovereign Cloud – PROTOS ist Launch Partner
- Use Case: Einsatz von Gen AI im ÖPNV – Automatisierte Ticketanalyse in der AWS Cloud
- Referenz: Migration und Optimierung einer Reiseplattform für die DB Regio Bus
IT/OT-Konvergenz im ÖPNV: Potenziale, aber auch strukturelle Herausforderungen
Ein wachsendes Thema in der Digitalisierungsstrategie vieler Verkehrsunternehmen ist die Zusammenführung von IT- und OT-Systemen. Traditionell wurden diese Bereiche separat geplant und betrieben: Während sich die IT mit kaufmännischen Prozessen, Fahrgastinformation, Vertriebssystemen oder Abrechnung befasst, liegt der Fokus der OT auf der Steuerung und Überwachung der Betriebsinfrastruktur – etwa Signalanlagen, Fahrzeugsteuerung oder Energieversorgung.
Durch moderne Architekturen – insbesondere cloudbasierte – wird eine integrierte Betrachtung dieser beiden Welten zunehmend möglich. Das eröffnet neue Handlungsfelder:
- Echtzeitdaten können aus OT-Systemen automatisiert in IT-Anwendungen einfließen – z. B. zur Prognose von Auslastungen oder zur dynamischen Fahrplananpassung.
- Betriebsrelevante Daten lassen sich sicher analysieren, um vorausschauende Wartung zu ermöglichen.
- Fahrgastinformationen werden präziser und individueller – etwa durch App-basierte Reiseassistenten mit Anbindung an OT-Daten.
- Sicherheits- und Überwachungssysteme können zentral ausgewertet und koordiniert werden.
Diese Konvergenz ist kein Selbstzweck, sondern ein möglicher Weg, die Betriebseffizienz, Transparenz und Reaktionsfähigkeit im öffentlichen Verkehr zu verbessern – bei gleichzeitig wachsendem Anspruch an Datenschutz, Systemverfügbarkeit und Governance.
Strategische Vorbereitung: Was jetzt möglich ist
Viele Verkehrsunternehmen in Deutschland befinden sich derzeit in einer Übergangsphase: Pilotprojekte laufen, hybride IT-Architekturen entstehen, Anforderungen an KRITIS nehmen zu. Gleichzeitig wird die Modernisierung oft durch begrenzte Budgets, gewachsene Systemlandschaften und knappe personelle Ressourcen gebremst.
In dieser Situation kann es hilfreich sein, den aktuellen Stand systematisch zu bewerten – etwa:
- Welche Systeme enthalten sensible Daten (z. B. Aboverwaltung, Fahrgelderlöse)?
- Wo entstehen technische Schulden durch veraltete Anwendungen oder nicht integrierte Datenflüsse?
- Welche Prozesse lassen sich durch IT/OT-Konvergenz verbessern?
- Welche Infrastrukturteile könnten perspektivisch in souveräne Cloud-Umgebungen überführt werden?
“Ein strukturierter, technologieoffener Blick auf die bestehende Architektur – mit besonderem Augenmerk auf Migrationspfade in Richtung souveräner Cloud-Modelle – schafft hier oft mehr Klarheit als die Suche nach einem großen Wurf”, Karsten Quellec, CTO bei PROTOS.

Die souveräne Cloud als realistischer Baustein
Die anstehenden Angebote wie die European Sovereign Cloud sind keine pauschale Lösung, aber ein zunehmend belastbares Werkzeug für die strategische Weiterentwicklung digitaler Infrastrukturen. Besonders für IT-/OT-nahe Systeme, bei denen Anforderungen an KRITIS, Datenschutz und Verfügbarkeit eine zentrale Rolle spielen, kann sich eine schrittweise Verlagerung in souveräne Cloud-Modelle als tragfähiger Weg erweisen – mit der notwendigen Gestaltungsfreiheit und Kontrolle.
Die Rahmenbedingungen dafür verbessern sich gerade spürbar. Ein frühzeitiger Blick auf künftige Nutzungsmöglichkeiten – ohne sofortige Festlegung – kann helfen, Planungssicherheit zu gewinnen und spätere Migrationsschritte deutlich zu vereinfachen.
PROTOS Technologie: Cloud-Beratung für den souveränen Wandel im ÖPNV
Mit Blick auf die angekündigte European Sovereign Cloud von AWS stehen viele ÖPNV-Unternehmen vor strategischen Entscheidungen: Welche Systeme eignen sich für die Migration? Welche Anforderungen gelten im KRITIS-Umfeld? Und wie lässt sich die notwendige Transformationsarbeit in bestehende Betriebsmodelle integrieren?
PROTOS Technologie begleitet Verkehrsunternehmen und ihre Technologiepartner seit vielen Jahren in Fragen der Cloud-Infrastruktur. Unser Angebot umfasst:
- Beratung zur Auswahl und Bewertung von souveränen Cloud-Architekturen – zugeschnitten auf die spezifischen Anforderungen des ÖPNV
- Identifikation und Priorisierung technischer Schulden mit Blick auf Cloud-Migration und Modernisierung
- Implementierung und Betriebsbegleitung souveräner Cloud-Infrastrukturen, von Pilotprojekten bis zur produktiven Nutzung
- Unterstützung bei der IT/OT-Konvergenz, insbesondere bei sicherheitskritischen Anwendungen und der Integration sensibler Betriebsdaten
Dabei verstehen wir uns als Partner auf Augenhöhe – mit fundierter Technologiekompetenz, aber auch mit einem klaren Verständnis für die betrieblichen und regulatorischen Realitäten im ÖPNV-Umfeld.
