Ein Weckruf an den ÖPNV – Warum die Cloud erst mit Refactoring zum echten Hebel wird

Die Migration von IT-Systemen in die Cloud ist im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) längst kein Zukunftsthema mehr – sie ist Realität. Viele Verkehrsunternehmen haben den Schritt bereits gemacht oder stehen kurz davor. Der Ausgangspunkt ist dabei meist eine klare Zielsetzung: Weg von der kostenintensiven, wartungsanfälligen On-Premise-Infrastruktur, hin zu mehr Flexibilität und Skalierbarkeit.

Doch genau hier liegt oft das Missverständnis: Die Migration allein, insbesondere als reines „Lift & Shift“, ist kein Erfolg – sie ist ein Anfang. Und sie kann sogar neue Risiken und Kosten verursachen, wenn der nächste Schritt nicht folgt.

Lift & Shift – ein strategischer Irrweg ohne Anschlussstrategie

Die Cloud wirkt auf den ersten Blick wie die perfekte Lösung. Pay-as-you-go, flexible Skalierung, moderne Sicherheitsstandards – all das klingt überzeugend. Doch wer lediglich bestehende Monolithen und „alte Maschinen“ in die Cloud verschiebt, verlagert vor allem ihre Schwächen in eine neue Umgebung:

  • Hohe Betriebskosten, weil klassische Anwendungen nicht für die dynamische Ressourcenverteilung der Cloud gebaut wurden.
  • Komplexes Management, da operative Aufgaben weiterhin bestehen bleiben.
  • Mangelnde Elastizität, wenn starre Systemarchitekturen keine echten Cloud-Vorteile nutzen können.

Besonders im ÖPNV, wo hohe Verfügbarkeiten, Echtzeitdaten und komplexe Integrationen mit Schnittstellen zu weiteren Dienstleistern notwendig sind, kann das teuer werden – finanziell und betrieblich.


Aus unserer Praxis: Referenzen, Use Cases & Stimmen zur Branche

Erfahren Sie mehr darüber, wie PROTOS den ÖPNV in Deutschland bereits unterstützt.


Refactoring und serviceorientierte Architekturen

Was folgt also nach der Migration? Aus unserer Sicht: Der eigentliche Schritt in Richtung Cloud-Native. Und dieser beginnt mit einem architektonischen Refactoring.

Anstatt weiterhin in monolithischen Anwendungen zu denken, sollten neue Funktionen modular und serviceorientiert angebaut werden. Dieser Ansatz bringt entscheidende Vorteile:

  • Gezielte Weiterentwicklung einzelner Funktionsbereiche (z. B. Ticketing, Fahrgastinformation, Einsatzplanung)
  • Erhöhung der Anwendungssicherheit
  • dynamisch skalierbare Umgebungen
  • Automatisierbare Deployments und Betrieb
  • Abrechnung nach tatsächlicher Nutzung statt permanenter Vorhaltung
  • Minimierung des Administrationsaufwand

Die Praxis zeigt: Die Transformation hin zu einer Cloud-Native-Architektur gelingt am besten inkrementell. Auf der „grünen Wiese“ – also bei neu zu entwickelnden Funktionen – starten wir mit Service orientierten Architekturen und setzen dabei auf Microservices wie Container und serverless Services. Bestehende Komponenten werden nach und nach aufgebrochen, entkoppelt und in moderne Strukturen überführt.

Ein Blick in die Realität: ÖPNV-spezifische Beispiele

Bei der PROTOS Technologie GmbH begleiten wir regelmäßig Unternehmen aus dem ÖPNV – vom mittelständischen Verkehrsunternehmen bis zum großen Verkehrsverbund. Besonders in folgenden Bereichen zeigt sich das Potenzial serviceorientierter Cloud-Lösungen:

  • Fahrgastinformation in Echtzeit: Entkoppelte Microservices für Positionsdaten, Prognosen und Displaysteuerung ermöglichen geringere Latenzzeiten und bessere Ausfallsicherheit.
  • Einsatzplanung: Cloud-native Services können auf aktuelle Fahrplandaten, Personalverfügbarkeiten und Fahrzeugstatus zugreifen – in Echtzeit und hochverfügbar.
  • Ticket- und Abrechnungssysteme: Modularisierte Backend Umgebungen ermöglichen flexible Preismodelle, schnellere Integration neuer Zahlungsmethoden und revisionssichere Archivierung.
  • Kommunikation mit Dienstleistern und Verbünden: APIs und standardisierte Schnittstellen sorgen für skalierbare, sichere Interoperabilität zwischen den Systemen.

Fazit: Nach der Migration ist vor der Transformation

Die Migration in die Cloud ist zweifellos ein wichtiger und richtiger Schritt. Doch der tatsächliche Mehrwert entsteht nicht allein dadurch, wo eine Anwendung betrieben wird, sondern vor allem dadurch, wie sie aufgebaut ist. Wer bestehende Systeme unverändert in die Cloud verlagert, profitiert kaum von den Potenzialen, die moderne Cloud-Umgebungen eigentlich bieten. Erst ein architektonisches Refactoring schafft die Voraussetzungen dafür, dass Anwendungen langfristig stabiler laufen, günstiger betrieben werden können und gleichzeitig schneller weiterentwickelt werden. So entstehen optimierte Betriebskosten, höhere Verfügbarkeit und kürzere Entwicklungszyklen – und damit echte Zukunftsfähigkeit für die gesamte IT-Landschaft im ÖPNV.

“Mein Appell an IT-Entscheider im ÖPNV: Planen Sie nicht nur ein Migrationsbudget – planen Sie ein Refactoring-Budget. Beginnen Sie jetzt mit der Transformation Ihrer IT-Landschaft. Der modulare Weg zur Cloud-Native-Architektur ist kein Sprint, sondern ein strategischer Pfad – aber einer, der sich rechnet”, Karsten Quellec, CTO bei PROTOS.

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